A L B A Yachting für Individualisten
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2. Die ersten Erfahrungen

 

Das Schiff ist unser. Rauf auf den Steuerstand, die Hebel der zwei Maschinen nach vorne und es bewegt sich.

Der sympatische Verkäufer hat sich sehr viel Zeit genommen und mir fast jeden, ihm bekannten Winkel des Schiffs gezeigt und versucht, mir, einem geborenen Büromenschen, die Technik zu erklären. Alles kennt er auch nicht, denn auch er hat das Schiff nur einige Monate besessen. 

Ich fühle mich gerüstet aber auch ein wenig unnsicher. Die Technik in so einem Schiff erschlägt einen. Hebel, Schalter, Knöpfe wofür ist welcher? Ob ich das morgen noch weiß?

Guido muss zurück in sein Geschäft. Der Verkäufer reist mit ihm und so bin ich allein mit dem Auftrag: Bring das Schiff nach Bonn am Rhein.

 

Es folgt meine erste Erkundungsfahrt von Frontignan nach Sete und zurück. Klappt alles prima. Kein anderes Boot ist unterwegs und der Kanal ist meiner. Nichts stellt sich mir in den Weg und auch das Anlegen an der Stelle, die das Schiff schon kennt, klappt vorzüglich. So müsste es weiter gehen.

 

Aber, bevor es weiter geht, ist lt. unserem Verkäufer ein Oelwechsel angesagt. Ich krieche in den Bauch des Schiffs. Umgeben von beeindruckender Technik beginne ich mein Werk. Zum ersten mal in meinem Leben mache ich einen Oelwechsel. Und das soll ich direkt an zwei Schiffsdiesel tun. Das Studium der Betriebsanleitung und die vorangegangenen Erklärungen des Verkäufers bilden mein Know How. 

Mit der bordeigenen Oelabsaugpumpe wird das Oel der Steuerbordmaschine abgesaugt. Geht super. Dann Oelfilter abschrauben. Geht garnicht. Wie in der Betriebsanleitung für solche Fälle vorgesehen, schlage ich einen Schraubenzieher 

durch den Filter und versuche ihn zu drehen. Fehlanzeige, aber viel Oel an den Händen und Frust..... und auch eine Idee. 

Mir fehlt das richtige Gerät. Hab mal vor Jahren einen Oelfilterablöser gesehen und sowas brauche ich. Es ist schon nach 20 Uhr und die Geschäfte geschlossen. Aber in der Nähe liegt seit Tagen ein deutsches Frachtschiff am Kai. Da gehe ich hin und der Kapitän hat ein solches Gerät, leiht es mir unter dem Versprechen, es noch am gleichen Abend zurück zu bringen.

Zurück im Schiff geht alles wie von selbst. Filter ab, Gerät zurück zum Frachter, neuen Filter anschrauben, Oel in Motor, alles dicht. Fertig ist mein erster Oelwechsel.

Am nächsten Morgen kaufe ich im Supermarkt einen Filterablöser und mache mich an den zweiten Diesel. Hier ist alles etwas komplizierter weil der Oelfilter an der nur schwer zugänglichen Rückseite des Motors liegt. Aber auch dieses Problem kann ich lösen und bin stolz auf mich und mein Werk.

Jetzt noch die Wellen fetten und dann kann die Fahrt Richtung Heimat beginnen